Die Geschichte des Eilenburger Tierparks

Die Geschichte des Tierparks beginnt mit einer Geschichte, nämlich die von Hans und Gretchen. Schwan Hans kam 1959 aus dem Wörlitzer Park nach Eilenburg. Er verstarb krankheits­bedingt am 2. Juni 1959. Er war in der kurzen Zeit seines Eilenburger Schwanenlebens zu einer Art Kultfigur geworden. Er kam in der Leipziger Volkszeitung zu Wort und schrieb hier Kolumnen, die er mit "euer Hans, der Schwan" unterzeichnete. Die Eilenburger, die den Tierpark im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes schufen, muss der unerwartete Verlust schmerzlich getroffen haben. Er mobilisierte sie aber auch. Rund 1000 Mark für zwei neue Höckerschwäne brachten die Eilenburger jedenfalls innerhalb weniger Tage auf. Sie waren dabei durchaus auch einfallsreich, wie ein in Gedichtform abgefasster Spendenaufruf von Juli 1959 zeigt. Im selben Monat war der Spendenfonds bereits auf 2500 Mark angewachsen. Die Eilenburger konnten nun überlegen, zusätzlich zu den Schwänen und vier Rehen auch Zierenten anzuschaffen. Zunächst jedoch zogen Hans und Gretchen von Mittweida auf den Stadtparkteich in Eilenburg. Schwäne gibt es auch heute noch. Die Nachfolger von Hans und Gretchen tragen allerdings schwarzes Gefieder und sind nicht nur auf dem Stadtparkteich, sondern auch auf den kleineren Teichen im hinteren Bereich des Tierparks zu Hause.

Spendenaufruf von Juli 1959

Alles für unseren Hans
Was ist bei uns im Park jetzt los?
er wird gestaltet und gebaut ganz groß.
Ein Tierpark ist dort im Entstehen,
ist er fertig, gibt es viel zu sehen.
Vor Wochen zog im Wasser seine Bahn
ein wundervoller weißer Schwan.
Doch kurz erfreute er uns nur
und wieder fehlt was zur Natur.
Damit der Teich nicht bleibet leer,
muss unser Hänschen wieder her.
Zum Hans gehört ein Gretelein,
dann stellen sich auch Junge ein.
Soll dieses in Erfüllung gehn,
darf keiner von uns abseits stehn.
Doch lieber Hans und liebes Gretchen,
auf unserem Konto fehlen noch Monetchen.
Diese Spende hier vom Energiebetrieb,
zeigt an, wir haben euch so lieb.
Drum alle Freunde groß und klein,
zahlt morgen eure Spende ein!

So ging alles los

Noch im Jahre 1959 wurde einige Gehege errichtet, u.a. für Rot- u. Schwarzwild, Biber, Ziegen und Vögel.

1962 baute die Stadt dieses Gebäude, das als Stall genutzt wurde. Toiletten für die Belegschaft gab es damals übrigens noch nicht. Auf dem Wirtschaftshof wurden Holzschuppen errichtet, die als Werkstatt, Lager und Futterküche dienten. Warmwasser stand nicht zur Verfügung. Die Arbeitsbedingungen waren aus heutiger Sicht mehr als bescheiden. Das Futter wurde in Bottichen gewaschen, per Hand zerkleinert und gestampft. Im Winter fror die Leitung zu, so dass kaltes Wasser herangetragen werden musste. Elektrische Hilfsmittel gab es nicht. Alles, was im Tierpark zu bewegen war, wurde getragen oder geschoben. Noch bis Ende der achtziger Jahre spannte man den Eselhengst bei Schnee vor den Pflug, um die Wege begehbar zu halten.

1975 erfolgte die Aufstockung des Stallgebäudes. Wohnung, Belegschaftsraum und Personaltoiletten wurden geschaffen. Das Gebäude erhielt eine zentrale Kohleheizung. In der unteren Etage richtete man Aquarien und Terrarien ein.

Der verschollene erste Zoodirektor

Zu seinem 60. Geburtstag bekam der Eilenburger Tierpark im Jahr 2019 ein besonderes Geschenk. Nach einem entsprechenden Aufruf in der lokalen Presse meldeten sich mit Dietmar Lemm und Petra Partschefeld zwei Zeitzeugen. In der Folge bekam der Eilenburger Tierpark seinen ersten verschollenen Zoodirektor zurück. Der Nebel, wie und von wem der Tierpark in den Anfangsjahren geleitet wurde, lichtete sich.

Fest steht jetzt: Der erste Zoodirektor war ein Artist. Seit August 1959, so geht aus einem erhalten gebliebenen alten LVZ-Beitrag hervor, war Gerhard Schulze als Wächter im Eilenburger Tierpark tätig. Bei dem damals 35-Jährigen handelt es sich um einen ehemaligen Artisten, der ein reichliches Jahr zuvor aus der BRD in die DDR übergesiedelt war. In einem (höchstwahrscheinlich) 1960 erschienenen LVZ-Beitrag veröffentlich Gerhard Schulze dann selbst kleine Notizen unter der Überschrift: "Neues vom Tierpark und seinem 'Zoodirektor'." Denn als solcher, so Gerhard Schulze in diesem Beitrag, würde er immer wieder scherzhaft bezeichnet. Grundlage dafür war ein fester Arbeitsvertrag mit dem Rat der Stadt Eilenburg. Für die Verantwortlichen reichte damals, dass Gerhard Schulze bei seinem Engagement bei Zirkussen täglich mit Tieren Kontakt und er zudem einige Zeit als Tierpfleger im Zoologischen Garten Frankfurt (Main) sowie als wissenschaftlicher Assistent an der Vogelwarte Radolfzell am Bodensee gearbeitet hatte.

Allerdings blieb Gerhard Schulze nicht lange "Zoodirektor". Denn Anfang der 1960er-Jahre wurde er als nicht mehr tragfähig angesehen. Neben Wildenten, waren damals auch Rehe, Wildschweine, Puten und Nutrias angeblich für Altenheime und das Krankenhaus aus dem Tierpark geholt worden. Doch dort kamen sie aber meistens nicht an. Der leer gefutterte Tierpark hatte Folgen.
Inwieweit Gerhard Schulze dabei ein Bauernopfer war, das lässt sich heute nicht mehr klären. Fakt ist, er wurde danach zumindest für einige Jahre Nachtwächter im nahen Bettenhaus am Samuelisdamm.

Siegfried Uhlig

der erste offizielle Tierparkchef von 1965 bis 1985

Nach dem Abgang von Gerhard Schulze Anfang der 1960er-Jahre blieb der Tierpark einige Zeit ohne festen Leiter. Erst 1965 kam mit Siegfried Uhlig ein neuer Tierparkchef. Doch der ehemalige Bäcker und spätere ECW-Handwerker konnte mit seinem Team in Sachen Futter, Fahrzeuge und Material oft nur kleine Brötchen backen. Die Situation war damals durch eine doppelte Unterstellung erschwert. So wollte die Stadt mit dem Park vor allem repräsentieren, die Stadtwirtschaft, der der Tierpark unterstellt war, musste aber Geld verdienen.

Die Affen kommen...

1975: Das Patenschiff der Stadt, die MS Eilenburg, teilt per Funk mit, man habe 3 Affen an Bord als Geschenk für den Tierpark. Jetzt war guter Rat teuer. Die Affen wurden nach der Quarantäne provisorisch untergebracht und später in einen beheizten Neubau umgesiedelt.

Es handelte sich übrigens um Indische Hutaffen, eine in europäischen Zoos heute kaum noch gezeigte Affenart. Wenn man den Erzählungen glauben darf, hatten die Matrosen diese Affen spontan im Tausch gegen eine Schlosserhose und eine Büchse Farbe auf einem indischen Basar erworben.

Die legendäre Ziegenkutsche

Die schon legendäre Ziegenkutsche fuhr ebenfalls in den Siebziger Jahren. "Weißchen" war ein schwarzer Bock, der mit angespannt wurde und seinen Namen einem kleinen weißen Fellfleck verdankt. Im Alter bekam er dann Sonderrechte. Er durfte sich nämlich frei im Gelände bewegen. Häufig traf man ihn bei seinen "Kontrollgängen" auf den Besucherwegen. Mancher stand ihm dann plötzlich erschrocken gegenüber. Aber Weißchen war die Sanftmut in Person. Als er eines Tages am Tor zum Wirtschaftshof um die Ecke lugte, rief ein kleines Kind: "Mutti, Mutti, da hinten guckt der Teufel!" Nicht selten amüsierten wir uns über die verschiedenen Verhaltensweisen der Besucher. Da stand z.B. Weißchen regungslos auf dem Weg. Manche kehrten sofort um, andere versuchten, im Bogen vorbeizukommen. Wer schließlich kein Kind schneller Entschlüsse war, stand ihm eine Zeit lang Auge in Auge gegenüber. Wehe aber, man knisterte mit einer Tüte! Da gab es für Weißchen kein Halten mehr. So vernahmen wir eines Tages laute Hilferufe aus der Nähe des Affenkäfigs. Zwei junge Damen standen starr vor Schreck auf der Bank, während sich Weißchen den Inhalt ihrer eilig hingeworfenen Tüten einverleibte.

Verfall und Aufbau

Die erste Hälfte der Achtziger Jahre war leider durch den Verfall der Anlage und Gebäudesubstanz gekennzeichnet. Der Tierbestand hatte sich auf eine Mischung heimischer und exotischer Haus- und Wildtiere mit ca. 40 Arten eingepegelt. Als schließlich die Holzgebäude morsch und langsam von Ratten zerfressen wurden, fand sich eine Schar engagierter Tierparkfreunde, die in Feierabendtätigkeit die Maurerkelle schwang und bis Ende 1989 neben einigen Gehegen massive Wirtschaftsbauten sowie Kläranlage, Wasserleitungen und Beleuchtung schuf. Ohne den Einsatz dieser Leute, der mit der Wende beendet wurde, wäre die Erhaltung des Tierparks in der kritischen Nachwendezeit wohl kaum möglich gewesen.
Zu diesen Tierparkfreunden unter der Leitung von Erhard Becker und Ullrich Sorek gehörte auch Stefan Teuber. Er wurde nach provisorischen Lösungen bei der Leitung des Tierparks und einem kurzen Zwischenspiel von Dieter Arnold 1988 neuer Tierparkchef und leitete diesen bis 2022.

Der Tierpark ging 1990 in die Obhut der Stadt über, das Personal wurde damit in den Öffentlichen Dienst übernommen. Der Tierpark war nunmehr eine Einrichtung der Stadt, von ihr verwaltet und demzufolge mit eigenem Haushalt in die städtischen Finanzen eingebunden. Mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen konnten in den Folgejahren deutliche Verbesserungen in der Gehegesubstanz erreicht werden.

Vereinsgründung

1992 wurde der "Tierparkverein Eilenburg e.V." als Förderverein gegründet. Damals ahnte noch keiner, welche Bedeutung dieser Verein für den Tierpark später erlangen sollte. Es ging den Gründungsmitgliedern zunächst darum, dem Tierpark eine Stimme in der Öffentlichkeit zu geben, ihn zu erhalten und auf verschiedenen Wegen zu fördern.

In einem sehr kritischen Zustand befand sich zu dieser Zeit das Hauptgebäude, das deshalb schon längere Zeit für Besucher nicht mehr zugänglich war. Die dringend erforderliche Sanierung des Hauses durch die Stadt rückte infolge größer werdender Haushaltslücken in weite Ferne. Ein Vorstoß des Vereins im Jahre 1996 brachte die ernüchternde Erkenntnis, dass die Stadt eine Investition in einer solchen Größenordnung nicht tätigen wird. Damit war aber die Existenz des Tierparks mittelfristig in Frage gestellt. Unser Verein wagte einen mutigen Schritt nach vorn und bot die Sanierung auf eigene Kosten an. Mit der Stadt wurde ein Vertrag ausgehandelt, der für zehn Jahre die Erstattung der Bewirtschaftungskosten beinhaltete, während der Verein alle Lasten von Bau und Sanierung trägt. Dieser Vertrag wurde inzwischen verlängert.

Verein übernimmt Trägerschaft

1998 übernahm der Verein die Trägerschaft und damit den Betrieb des Tierparks in eigener Regie. Die Sanierung des Haupthauses war die erste große Herausforderung. Der erste und größte Bauabschnitt konnte im Frühjahr 2000 abgeschlossen werden. Erstmals in der Geschichte des Tierparkes gab es damit Besuchertoiletten. Außerdem wurden ein Imbiss sowie ein Vereinsraum in dem erweiterten Gebäude untergebracht. Im zweiten Abschnitt erfolgten die Einrichtung des Warmhauses in der unteren Etage, ein bepflanzter Gehegeanbau sowie die Neugestaltung des Eingangsbereiches. Da die Mittel und Möglichkeiten des Vereins beschränkt waren, schließlich stand ein Kredit von 300.000 DM zu Buche, setzte der Tierpark vor allem auf Eigeninitiative. Dennoch konnte im September 2001 das Tropicana eröffnet werden.

Hochwasser - 13. August 2002

Am 13. August 2002 floss der Eilenburger Mühlgraben nach einem Deichbruch plötzlich durch den Tierpark. Bis zu zwei Metern standen Warmhaus, Gehege und Imbiss tagelang unter Wasser. Während sich das in letzter Sekunde frei gelassene Damwild bis auf den Hirsch nach der Flut wieder einfand, die Waschbäreneltern den letzten verbleibenden Freiraum bis zum Gehegedach zum Luftholen nutzen, bis auf einen alle Hutaffen tagelang in den oberen Bereichen ausharrten, hatten beispielsweise die handaufgezogene Lüchsin Susi, deren Eltern, die Waschbärenkinder, die Uhus oder auch etliche Wellensittiche keine Chance. Etwa ein Drittel des Tierbestandes kam bei der Jahrtausendflut ums Leben, die anderen Bewohner mussten tagelang von einem Boot aus versorgt werden. Auf 320.000 Euro sollten Gutachter am Ende den Schaden in der vier Hektar großen Oase inmitten des Stadtparks beziffern. Nicht nur für den Tierparkverein als Träger der Einrichtung eine unvorstellbare Größe. Doch die anfängliche Niedergeschlagenheit wich schnell. Helfer aus nah und fern meldeten sich im Tierpark, aus ganz Deutschland gingen Überweisungen ein. Geld, mit dem zumindest die ersten Arbeiten realisiert werden konnten.

Die Wunden waren dennoch beispielsweise auch ein Jahr nach der Flut noch unübersehbar. Während die neuen Luchse bereits durch das ebenfalls neue und größere Gehege streifen konnten, musste sich das Damwild gedulden. Viele Kleintiere konnten noch nicht in den Eilenburger Tierpark zurück. Die Uhu-Voliere wartete ebenso auf ihren Bau wie die kleine Tierparkbrücke. Doch trotz der immensen Arbeiten war Zuversicht von Anfang an die stärkste Verbündete und verhieß:

Der Tierpark wird in der Flut nicht untergehen und schöner denn je erstehen.

Die Zeit nach dem Hochwasser

Auch dank der riesigen Solidarität, die der Tierpark nach der Flut erleben konnte, waren die Gedanken ans Aufgeben schnell verschwunden. Viele fleißige freiwillige Helfer sicherten sofort nach Rückgang des Wassers Ende August den Weiterbetrieb. Das Warmhaus Tropicana wurde noch im November 2002 wiedereröffnet. Das neue Luchsgehege, das im Juni 2003 eingeweiht wurde, war der zweite, auch für die Besucher sichtbare größere Fortschritt in Sachen Wiederaufbau. 2003 wurden ansonsten vor allem die noch dringend notwendigen Sanierungen an den Gebäuden des Wirtschaftshofes in Angriff genommen. Auch dank der vielen Spenden und der Fördermittel für den Wiederaufbau konnten ab 2004 nach und nach weitere neue Gehege als Ersatz für die verloren gegangenen entstehen. Dazu gehörten 2004 der Neuaufbau des Ziegenhügels samt Umbau zum Streichelgehege und das im November 2004 eröffnete Haustierhaus. Die Kranichanlage samt Teichanlage, die direkt mit dem Mühlgraben verbunden ist, wurde 2005 fertig. Hinzu kamen die Neuanlage der Auslauffläche für Ponys und Esel oder der Neubaufbau der Teichbrücke. Die Uhu-Voliere, die 2007 fertig wurde, war die letzte Maßnahme, bei der Hochwassermittel Verwendung fanden. Bei allen Ersatzneubauten wurde darauf geachtet, dass sie sich gleich in das Konzept des Zoos einfügen. Es ging damit weniger um eine Erweiterung als vielmehr um gelungene Gestaltung, die den Anspruch einer der schönsten Tiergärten Sachsens zu sein, genügten. Davon überzeugten sich im September 2007 auch die Mitglieder der Deutschen Tierparkgesellschaft, die ihre Jahrestagung in der Muldestadt abhielten. Und im Frühjahr 2008 wurde der Eilenburger Tierpark tatsächlich von den Fernsehzuschauern des Mitteldeutschen Rundfunks unter die Top-Ten-Tiergärten Mitteldeutschlands gewählt. Zur Attraktivität der Einrichtung, die 2008 erstmals über 50 000 Besucher im Jahr zählen konnte, trugen dabei auch der Naturerlebnispfad mit grünem Klassenzimmer und die neue Gaststätte im Blockhausstil bei, die seit Frühjahr 2007 die Gäste an 365 Tagen im Jahr versorgt. Im Sommer 2009 erhielten dann auch die Frettchen ein neues Domizil. Seit Herbst 2009 kann zudem ein Holzbackofen angeheizt werden.

2010 bis 2020

Im Herbst 2010 beziehen die Aras ihre neue Voliere, 2011 erobern die Hutaffen Klein-Pongoland und ab 2013 gibt es bei den Schweinen ein Streichelabteil. Zudem kann die Zahl der Autoparkplätze von 20 auf 50 erhöht werden.

Ab 2015 kann die Wellensittich-Voliere begangen werden. Außerdem verfügt der Tierpark nun im alten Tropicana über moderne Sanitäranlagen.

Die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts steht im Zeichen des Tropciana-Baus. Bereits im November 2014 war der Bau beschlossen worden, fünf Jahre später kann dann der 400 000-Euro-Bau eröffnet werden. Es handelt sich um das bisher größte Investitionsprojekt des Vereins.

Was seit 2020 passiert(e)

Die Jahre 2020 und 2021 sind von Corona geprägt. Auch der Tierpark muss als Freizeiteinrichtung ab dem 18. März bis (einschließlich) 3. Mai 2020 und erneut vom 2. November 2020 bis 6. April 2021 schließen. Weitere Wochen musste zudem das Tropicana geschlossen bleiben. Dennoch kann der Tierpark im Coronajahr 2020 noch 77 000 Gäste begrüßen und nimmt in diesem Jahrzehnt die 100 000er-Besuchermarke in Angriff.

Dafür wird weiter in die Infrastruktur investiert. Bis 2025 soll der Eingangsbereich komplett umgekrempelt werden. Die wichtigsten Änderungen für die Besucher:

  • Das inzwischen alte und undichte Kassenhaus durch einen Neubau ersetzt. In ihm wird dann auch gleich ein modernes Kassensystem Einzug halten, das Kartenzahlung möglich macht.
  • Obwohl die Frei- und Veranstaltungsfläche rund um die Gaststätte sehr großzügig bemessen ist, bekommt sie nun noch einen Teil des bisherigen Wirtschaftshofes dazu, auf dem dann auch gleich noch ein Spielplatz für die Allerkleinsten Platz finden wird.
  • Die Versorgungsfahrzeuge müssen dank einer inzwischen bereits geschaffenen neuen Zufahrt nicht mehr über die Freifläche anliefern.
  • Und nicht zuletzt: Das provisorische Kaninchengehege am Haupthaus wird durch eine Anlage für Nasenbären und weitere Kleintieren ersetzt. Mit den Nasenbären, die nur etwas über einen halben Meter groß werden und bei denen rüsselförmige Nase und buschiger Schwanz auffällig sind, klettert die Zahl der gezeigten Arten dann übrigens auf 50.

2022: Eine Ära geht zu Ende

Am 30. Juni 2022 geht mit dem Abschied von Stefan Teuber eine Ära zu Ende. Seit 1988 und damit 34 Jahre hat der studierte Physiklehrer den Eilenburger Tierpark geleitet. Mit seiner bereits verstorbenen Frau Gabi, die jahrzehntelang mehr als nur leitende Tierpflegerin war, hat er wie kein anderer zuvor den Minizoo geprägt. Für den Tierpark war er ein Glücksfall. In seiner Ära vervierfachte sich die Besucherzahl auf inzwischen 80 000 Gäste jährlich. Aus dem völlig abgewirtschafteten Tierpark wurde eine attraktive Wohlfühloase für Tier und Mensch. Stefan Teuber übergibt einen wohlgeordneten Tierpark mit inzwischen 19 überwiegend in Teilzeit arbeitenden Leuten, in dem die Besucher nicht nur Gastronomie und moderne Sanitäranlagen vorfinden, sondern auch 300 Tiere von 50 Arten ein großzügiges und artgerechtes Zuhause haben.

Nicht zuletzt mit dem 2019 eröffneten neuen Tropicana, für das er Entwickler, Planer, Bauleiter, aber auch Baum-Modellierer, Motivator und Spendensammler war, hat er sich ein tierisch gutes Denkmal gesetzt.

Die erste Tierparkchefin

Der Eilenburger Tierpark ist einfach was Besonderes. Seit dem 1. Juli 2022 hat er mit Carolin Otto die vermutlich jüngste Tierparkchefin Deutschlands. Die 23-Jährige, die nach dem Abitur vier Jahre zuvor kam, um in der Einrichtung ein Freiwilliges Ökologisches Jahr zu absolvieren, blieb. Sie wurde schon nach wenigen Tagen als Tierpflegerin eingesetzt, machte später dann im Verbund mit dem Zoo Leipzig vor Ort ihre Ausbildung als Tierpflegerin. Für den in Rente gehenden Stefan Teuber war sie die Wunschkandidatin bei seiner Nachfolge. "Den Beruf Tierparkleiterin kann man eh nicht studieren", so sein Credo. Viel wichtiger sei die Verbundenheit mit dem Tierpark. Diese könne man im Gegensatz zu allen anderen nicht lernen. Die hat man oder hat man nicht.